Forschung

Forschungsprofil

Mit dem Rüstzeug der soziologischen Theorie und den Werkzeugen quantitativer und qualitativer Analysemethoden betrachten wir u.a. Finanz- und Arbeitsmärkte und ihre sich wandelnde Regulierung, die Dynamik nationaler und internationaler Deutungsmuster des Ökonomischen und des Wohlfahrtsstaates, die Bedeutung von Kritik und Gerechtigkeitsdiskursen für die Weiterentwicklung des (Finanz-) Kapitalismus, kulturelle und sozialstrukturelle Erklärungsfaktoren für die Verteilungsergebnisse von Marktwirtschaften, sowie die Frage des Zusammenspiels von Ideen und Interessen in der Formung wirtschafts- und sozialpolitischen Handelns von Staaten und internationalen Organisationen.

Aktuelle Forschungsthemen am Lehrstuhl für die Soziologie der Wirtschaft sind u.a. die Bedeutung von sozialer und ökologischer Kapitalismuskritik für die Entwicklung neuer Märkte, die sozialpolitische Dimension von Ver- und Überschuldung in Deutschland, die Entwicklung des finanzkritischen Organisationsfeldes in Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Spanien im Kontext der letzten Finanzkrisen, sowie die historische und vergleichende Betrachtung der Transformation der gesellschaftlichen Legitimation des internationalen Freihandels auf nationaler und transnationaler Ebene.

In diesem zweisemestrigen Lehrforschungsprojekt beschäftigten sich die Studierenden gemeinsam mit dem Forschungsteam der Professur für Soziologie der Wirtschaft mit ökonomischen, sozialen und kulturellen Transformationsdynamiken im ländlichen Raum Brandenburgs.

Finanzierung/Förderung/Umfang

  • Eigenmitteln der Professur
  • Förderkreis der Viadrina
  • KuWi-Fakultät

Laufzeit

Sommer 2021 – Februar 2024

Kooperationspartner

Gemeinderat und Bürgermeisterin der untersuchten Gemeinde Falkenhagen (Mark)

Beschreibung

Anfang 2021 wurde das Team der Professur für Soziologie der Wirtschaft um Prof. Dr. Sascha Münnich vom Gemeinderat und der Bürgermeisterin in Falkenhagen (Mark) dazu angeregt, eine Bestandsaufnahme, ein Meinungsbild und ein Sozialporträt der Gemeinde Falkenhagen (Mark) zu machen. Der Gemeinderat wollte damit die eigenen Kommunikationsstrategien überprüfen und ggf. verbessern. Für das Team der Viadrina entwickelte sich daraus der Plan, in einer ausführlichen anderthalbjährigen Studie der standardisierten und nicht-standardisierten ausführlichen Befragung der Bewohner*innen von Falkenhagen drei weitergehende sozialwissenschaftliche Forschungsinteressen zu untersuchen:

A. Bilder des Dorfes und des Wohnortes: Wie beschreiben die Bewohner*innen der Gemeinde Falkenhagen (Mark) das Dorf, in dem sie leben und seine Bewohner*innen? Wo sehen sie die größten Vorzüge, aber auch Probleme, Herausforderungen in ihrem Leben in Falkenhagen? Welche Rollen spielen dabei Bezugnahmen auf den Unterschied zwischen Stadt und Land?

B. Sozialstruktur: Wie sind ihre persönlichen Beziehungen im und um das Dorf herum strukturiert, wie gestalten sie ihr berufliches Leben und ihre Freizeit? Wo sehen sie Gruppenlinien, -konflikte, Chancen und Grenzen der Gemeinschaftsbildung?

C. Politische Einstellungen: Wie schätzen die Bewohner*innen die aktuelle politische Lage in Deutschland und Brandenburg ein? Wie denken verschiedene Gruppen von Bewohner*innen aktuellen Themen der Bundes- und Landespolitik? Welche Einstellungen haben die Bewohner*innen Falkenhagens (Mark) zu aktuellen Themen wie Mobilität, Zukunft, Infrastruktur, Politik und Umwelt?

Die drei Forschungsinteressen wurden in einem standardisierten Fragebogen an alle Bewohner*innen umrissen und dann in qualitativen Interviews mit einigen Bewohner*innen vertieft, wobei Thema A mit allen besprochen wurde, die Themen B und C wurden jeweils nur mit einem Teil der Bewohner*innen im Interview erörtert. Es gab noch ein viertes Thema am Beginn der Untersuchung, welches sich auf spezifische sozialpolitische Herausforderungen in der Gemeinde bezog, aber die Ergebnisse waren hier nicht valide genug, um berichtet werden zu können.

Die Ergebnisse der Studie zeigen, alles in allem, dass die Stadt-Land-Dichotomie zwar eine ungebrochen hohe symbolische Bedeutung im Alltag und den politischen Einstellungen der Bevölkerung hat, dass aber aus sozialwissenschaftlicher Sicht der ländliche Raum als ein multidimensionaler Raum zu sehen ist, in dem sich Herausforderungen der ökonomisch, sozialen, politischen und ökologischen Transformation, die Stadt und Land gleichermaßen betreffen, in einem von multiplen Strukturproblemen betroffenen Raum überlagern. Weiterhin handelt es sich um einen sozialen Raum, in dem die persönlichen Beziehungen und autobiographischen Schicksale kleiner Gruppen die Chancen aber auch Grenzen der sozialen Adaption und der Wiedergewinnung und Re-Intensivierung einer Dorfgemeinschaft bilden.

Lehre

Sommersemester 2022: LEHRFORSCHUNGSPROJEKT (Semester 1 von 2): „Grundlagen standardisierter Erhebungsmethoden – Soziale Lebenslagen in Brandenburg“.

Wintersemester 2022/23: LEHRFORSCHUNGSPROJEKT (Semester 2 von 2): „Qualitative Interviews – Soziale Lebenslagen in Brandenburg“.

Publikationen

Abschlussbericht – Leben und Zukunftsorientierung in Brandenburg. Abrufbar unter: https://mycloud.europa-uni.de/s/PTbobRJezyYmFSa

Projektleitung und Mitarbeitende

Projektleitung: Prof. Dr. Sascha Münnich; Jonas Rietschel, M.A.

Mitarbeitende: Viktoria Hrynek, Maren Romstedt, Daniela-Johanna Grigoleit, Jutta Angelmaier, Karolin Sander, Katja Konrad und Sophia Recht. Sowie viele M.A. und B.A.-Studierende der Europa-Universität Viadrina in verschiedenen Studiengängen der Kulturwissenschaftlichen Fakultät.

 

 

Die gesellschaftliche Legitimität von Finanzprofiten in Deutschland, Spanien, Frankreich und Großbritannien.

Finanziert durch das BMBF im Rahmen der Ausschreibung „Finanzsystem und Gesellschaft“

Laufzeit: 1.10.2015 – 31.1.2019

Umfang: 340.000 EUR

Das Forschungsprojekt „Die gesellschaftliche Legitimität von Finanzprofiten“ richtete sich auf die grundlegende soziologische Frage, wie die institutionellen und organisatorischen Strukturen von Finanzmärkten in verschiedenen europäischen Ländern, die sich im Zuge des Aufstiegs des Finanzkapitalismus seit den 1990er Jahren zum dominierenden Sektor der Weltwirtschaft entwickelt haben, politische und kulturelle Legitimität erzeugen. Es ging um die Frage, wann sie zivilgesellschaftlich kritisiert und gerechtfertigt werden, ob und wenn ja wie sich solche Debatten zwischen verschiedenen europäischen Ländern unterscheiden, sowie darum, inwiefern moralische Vorstellungen über legitime und illegitime Profiterzeugung im Finanzsektor auf die Evolution des Finanzkapitalismus einwirken (können). Ausgehend von der in der Finanzkrise von 2008 aufgeworfenen Frage, inwieweit sich eine nachhaltige Erschütterung der Legitimität des Handelns von Finanzinvestoren beobachten lässt, zielten wir auf eine grundlegende konzeptionelle und empirische soziologische Beschäftigung mit der Tiefenstruktur der kulturellen Einbettung finanzökonomischer Ordnungen.

 

Prof. Dr. Sascha Münnich